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Landtag beschließt einstimmig die Strategie Energieautonomie+ 2030

Seit zwölf Jahren befindet sich Vorarlberg auf dem Weg zur Energieautonomie 2050. Heute wurde die Strategie Energieautonomie+ 2030 im Landtag einstimmig beschlossen. Die Energiesprecher:innen aller im Landtag vertretenen Parteien waren intensiv in den Strategieprozess eingebunden und stehen hinter der Energieautonomie+ 2030. Dieser einstimmige Beschluss ist ein wichtiges Zeichen für das Thema und die weitere Umsetzung.

Erste Dekade evaluiert

Der einstimmige Landtagsbeschluss zur Energieautonomie Vorarlberg bis 2050 jährt sich heuer bereits zum zwölften Mal. Die erste Dekade der Energieautonomie wurde vergangenes Jahr abgeschlossen und evaluiert. Es ist bereits viel erreicht worden. Speziell im Ausbau der erneuerbaren Energieträger liegt Vorarlberg österreichweit an der Spitze. In diesem Zeitraum wurden beispielsweise 18 neue Wasserkraftanlagen in Betrieb genommen und die Stromproduktion aus PV-Anlagen wurde verzehnfacht. Insgesamt konnte der Anteil erneuerbarer Energieträger im Zeitraum 2005 bis 2018 von 36 Prozent auf rund 44 Prozent gesteigert werden. Der erfolgreiche Ausbau erneuerbarer Energieträger und das nur geringfügige Wachstum beim Gesamtenergieverbrauch bewirkten eine Senkung der Treibhausgasemissionen um 12 Prozent. Die Emissionen aus der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas, vor allem bedingt durch die starke Reduktion des Einsatzes von Heizöl, gingen um rund ein Drittel zurück. Gleichzeitig gibt es in einzelnen Bereichen – wie beispielsweise in der Mobilität – Aufholbedarf, um den Zielpfad zu erreichen.

Mit dem Strategiepapier ‚Energieautonomie+ 2030‘ werden in Vorarlberg zentrale Maßnahmen für den Klimaschutz gesetzt. Die Ziele bis 2030 sind ambitioniert und erfordern ein Miteinander, angefangen bei der Verwaltung, den Expert:innen bis hin zu den Bürgerinnen und Bürgern.Landesrat Johannes Rauch

Eckpfeiler auf internationaler Ebene gesetzt

Im internationalen Umfeld wurden die letzten Jahre wichtige Ziele verabschiedet und zeigt deutlich, dass die Problematik des Klimawandels und die volkswirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen sehr ernst genommen werden. Das Pariser Klimaschutzabkommen, der Green Deal der Europäischen Union, aber auch die Nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals) sind wichtige Eckpfeiler für die nächste Dekade der Energieautonomie+ bis 2030.

Der Beschluss der Strategie Energieautonomie+ 2030 ist ein weiterer Meilenstein in der Energie-Geschichte Vorarlbergs mit dem Fokus unseren einzigartigen Lebensraum in dieser Qualität zu erhalten. Umwelt- und Naturschutz sind längst keine Nischenthemen mehr, sondern ein essentieller Teil einer zukunftsfähigen Politik. Landtagsabgeordnete Christina Metzler

Das 50-50-100 Ziel

Grundlagen für das nun vorliegende Strategiepapier sind die Ziele aus dem Climate Emergency Beschluss des Landtages aus dem Sommer 2019, das Regierungsprogramm Vorarlberg bis 2024, sowie der Nationale Klima und Energieplan und die EU Ziele bis 2030. Das 50 Prozent-Reduktionsziel bei den Treibhausgasen gegenüber 2005 entspricht dem neuen Ziel der EU von 55 Prozent gegenüber 1990. Die wesentlichen Ziele die sich daraus für Vorarlberg ableiten lassen sind:

  • Ziel A: 100 Prozent Stromverbrauch durch heimische, erneuerbare Energieträger
  • Ziel B: Minus 50 Prozent Treibhausgase (vor allem CO₂, Methan) bis 2030 gegenüber 2005
  • Ziel C: Ausbau des Anteils erneuerbarer Energien auf mindestens 50 Prozent
Land Vorarlberg

26 Handlungsfelder in sieben Sektoren

Bereits 2019 wurden die Fachhochschule Vorarlberg und das Energieinstitut Vorarlberg gemeinsam beauftragt, Szenarien auszuarbeiten, wie diese Ziele erreicht werden können. Parallel dazu wurde eine Prozessevaluierung durchgeführt. Mit qualitativen Interviews und Fokusgruppen wurden wichtige Stakeholder zu der vergangenen Periode und Zukunftsvisionen befragt. Die Programmstruktur wurde anhand der Evaluierungsergebnisse angepasst. Anstelle von vier thematischen Arbeitsgruppen wurden 26 Handlungsfelder in sieben Sektoren (zzgl. sektorübergreifenden Handlungsfeldern) mit entsprechenden Aktionsfeldern definiert. Diese können in Zukunft dynamisch und flexibel angepasst werden, wenn die Rahmenbedingungen es notwendig machen. In fünf Fachworkshops mit rund 80 Expertinnen und Experten wurden die Handlungsfelder überprüft und wichtige Projekte und Maßnahmen definiert. Darüber hinaus wurden in mehreren Fokusgruppen- und Stakeholderworkshops wichtige Interessensgruppen über den Prozess informiert und Rückmeldungen eingeholt. Der Beteiligungsprozess wurde mit einer dreiwöchigen Onlinekonsultation abgeschlossen.

Zehn Leuchttürme zur Zielerreichung

In der Strategie sind zehn Leuchttürme definiert, die eine große Wirkung für die Zielerreichung in den Handlungsfeldern haben. Solche Leuchttürme sind beispielsweise:

Erneuerbare Wärme für Vorarlberg: Die Wärmebereitstellung für Raumwärme und Brauchwasser soll binnen kurzer Zeit auf erneuerbare Energieträger umgestellt werden. Die Anzahl der Ölkessel (derzeit rd. 27.000) soll halbiert, die Fernwärmeversorgung verdoppelt und das Gasnetz nicht weiter ausgebaut werden. In Zusammenarbeit zwischen Land, Gemeinden und den Sozialpartnern werden die Voraussetzungen für einen planvollen Umstieg auf erneuerbare Energieträger zur Bereitstellung von Raumwärme und Warmwasser geschaffen bzw. weiterentwickelt.

Das 4.000 Dächer-Programm der Wirtschaft: Ein Ziel der Energieautonomie+ ist, dass die Stromversorgung bis 2030 mit 100 Prozent Erneuerbaren Energien abgedeckt ist. Für diese Zielerreichung ist ein massiver Ausbau der Photovoltaikkapazitäten unabdingbar. Das Ziel Photovoltaik mal 3 kann ohne die Mithilfe der Wirtschaft nicht erreicht werden. Gemeinsam mit den relevanten Stakeholdern sollen Angebote und Lösungen ausgearbeitet werden, um das Programm der Wirtschaft in den nächsten Jahren umzusetzen.

MissionZero Gemeinden: Gemeindeverwaltungen werden entsprechend der MissionZeroV des Landes bis spätestens 2040 klimaneutral. e5-Gemeinden nehmen dabei durch ihr langfristiges Engagement und die kontinuierliche Umsetzung eine Vorreiterrolle ein.

Energiesprecher:innen demonstrieren Geschlossenheit

Die Energiesprecher:innen der Lantagsfraktionen stehen geschlossen hinter dieser Strategie. So meint Christina Metzler (VP) „Umwelt- und Naturschutz sind längst keine Nischenthemen mehr, sondern ein essentieller Teil einer zukunftsfähigen Politik.“ Christoph Metzler (Grüne) meint zur Strategie „Die Lösungen für den Umstieg vom fossilen ins solare Zeitalter sind am Tisch. Nutzen wir diese überlebenswichtigen Chancen ab Heute – Morgen kann es zu spät sein!“ Für Daniel Allgäuer (FPÖ) ist es wichtig, dass die erarbeitete Strategie „kein starres Papier" sein soll, sondern flexibel und dynamisch auf Entwicklungen reagiert werden kann. Er betont ebenso, dass das Ziel nur gemeinsam erreichert werden kann. Hier schließt sich Martin Staudinger (SPÖ) an: „Die Maßnahmen müssen von der Bevölkerung nicht nur (er)tragbar sondern als positive Veränderung wahrgenommen werden.“ Gerfried Thür (NEOS) sieht das Erreichen der Klimaneutralität als Pflicht: „Das Ziel Klimaneutralität ist klar! Das schulden wir unseren nächsten Generationen, denn wir haben nur einen Planeten Erde."

Die Lösungen für den Umstieg vom fossilen ins solare Zeitalter sind am Tisch. Nutzen wir diese überlebenswichtigen Chancen ab Heute – Morgen kann es zu spät sein! Landtagsabgeordneter Christoph Metzler

Ausblick

Die vorliegende Strategie Energieautonomie+ 2030 enthält zentrale Handlungsfelder und Maßnahmen für die Periode 2021 bis 2030, um die energie- und klimapolitischen Ziele zu erreichen. Diese Strategie bildet den Rahmen für die energiepolitische Arbeit in den nächsten Jahren, betont jedoch gleichzeitig die Offenheit gegenüber neuen technischen Entwicklungen. Damit verknüpft sind auch essentielle Chancen für die Vorarlberger Betriebe und deren wirtschaftliche Weiterentwicklung. Die Vision ist jedoch klar, betont Energie- und Klimaschutzlandesrat Johannes Rauch: „Wir müssen tatkräftig für unseren Lebensraum einstehen, nicht nur für unsere Umwelt, sondern besonders auch für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen unserer Kinder.“