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Brunos Biohof: „Mein Ziel ist ein energieautonomer Bauernhof“
Markus Gmeiner

Brunos Biohof: „Mein Ziel ist ein energieautonomer Bauernhof“

Wir stehen unterhalb der Lorena und schauen auf Alberschwende. Vor uns liegt der Hof der Familie Metzler – ein grundsätzlich typischer Vorarlberger Bio-Bauernhof. Eigentümer Bruno Metzler ist aber nicht nur engagierter Biolandwirt, sondern auch leidenschaftlicher Energiepionier. In zahlreichen Schritten hat er seinen Betrieb bereits an die Energieautonomie herangeführt. Er hat mit uns über die großen Energieverbraucher in der Landwirtschaft gesprochen, darüber, wie er es schafft, fast den gesamten Strombedarf selbst abzudecken und welche Pläne er hat, um die Energieautonomie am Hof weiter voranzutreiben.

Markus Gmeiner

Energieautonomer Bauernhof, was bedeutet das eigentlich?

Bruno Metzler: In unserem Fall bedeutet das, dass wir den Strom, den wir verbrauchen, auch selbst herstellen. Also nicht nur bilanziell, sondern quasi in echt. Bis auf wenige Phasen im Winter und in längeren Schlechtwetterperioden verbrauchen wir nur den selbst produzierten Strom.

Das ist ja sehr beeindruckend! Wie geht das?

Indem wir den erzeugten Strom speichern. Und zwar in Form einer Batterie, die auf einem Salzwasserspeicher basiert. Und wenn die voll ist, haben wir noch Kälte- und Wärmespeicher. Denn wir brauchen in der Landwirtschaft vor allem Kälte, um die Milch zu kühlen, und Wärme, um die Melkanlage zu waschen.

Markus Gmeiner

Das habt ihr aber nicht von heute auf morgen gemacht, oder?

Nein. Angefangen haben wir vor über 20 Jahren mit einer größeren PV-Anlage – das dürfte 2001 gewesen sein. Es gab damals eine sehr lukrative Einspeisevergütung von umgerechnet 72 Cent pro kWh. Man muss aber bedenken, dass die Anlagen auch mindestens fünfmal so teuer waren, wie heutzutage. Diese Anlage war als Volleinspeiser ausgeführt, dafür mussten wir eine eigene Leitung zur nächsten Trafostation verlegen.
Weil wir im Betrieb viel heißes Wasser brauchen, haben wir uns dann entschlossen, eine große thermische Solaranlage zu installieren. In Summe rund 70 m² Vakuum-Röhrenkollektoren.
Und als die Förderverträge mit der OeMAG nach 15 Jahren ausgelaufen sind, haben wir nach Möglichkeiten gesucht, den Strom selbst zu nutzen. Und dann das heutige Speicherkonzept aus elektrischen und thermischen Speichern entwickelt.

Markus Gmeiner

Wieviel vom produzierten Strom könnt ihr so selber verbrauchen?

Alles. Allein der Batteriespeicher hat eine Kapazität von knapp 100 kWh. Was da nicht reinpasst, speichern wir in Wärme bzw. viel auch in Kälte, eben um die Milch zu kühlen.

Was sind bei euch in der Landwirtschaft die großen Energieverbraucher?

Die meiste Energie wird sicher für das Melken, das Kühlen der Milch und das Waschen der Melkanlage benötigt. Da haben wir aber auch darauf geschaut, möglichst wenig Strom zu brauchen. Eine frequenzgesteuerte Melkanlagenpumpe erzeugt nur so viel Vakuum, wie tatsächlich benötigt wird, was erheblich Strom spart. Für das Warmwasser haben wir die Solarkollektoren installiert. Und als wir den Strom noch eingespeist haben, haben wir eine Free-Cooling-Anlage eingebaut, mit der wir die Milch mithilfe von Brunnenwasser ohne Energieeinsatz schon deutlich herunterkühlen können – im Sommer auf etwa 17, im Winter auf etwa 12 Grad. Die Differenz zu den drei Grad, auf die wir die Milch noch mit Strom herunterkühlen müssen, ist dadurch natürlich viel kleiner geworden.

Ein großer Verbraucher in der Landwirtschaft ist klassischerweise auch die Heutrocknung.

Das Trocknen von Heu unter Dach und mithilfe von Heulüftern ist ein enormer Energieverbraucher. Auf unserem Hof machen wird das Heu deshalb nur feldgepresst und trocknen nicht unter Dach nach. Das bedeutet aber auch, dass das Heu einen etwas geringeren Energiegehalt hat, weil eiweißhaltige Inhaltsstoffe bei dieser Art zu trocknen verloren gehen. Da muss man sich halt als Landwirt entscheiden, wie man arbeiten will.
Für uns ist klar: Der Weg zur Energieautonomie führt nicht nur über den Einsatz erneuerbarer Energieträger, da machen wir, was geht. Es braucht auch die Reduktion des Energiebedarfs insgesamt. Wir müssen mit der Energie sparsam umgehen.

Du hast Lust und Freude, das alles zu machen, das merkt man. Ist das mehr Hobby oder rechnet sich das auch?

Mir taugt das einfach. Und mein Ziel ist ein energieautonomer Bauernhof. Manches dabei ist wirtschaftlich, manches rechnet sich nicht. Die PV-Anlage amortisiert sich. Ein Batteriespeicher zum Beispiel rechnet sich nicht unbedingt, da kommt es halt auch stark auf den Strompreis drauf an. Den Speicher haben wir halt vor allem darum gebaut, weil wir in der Landwirtschaft den Strom früh am Morgen und am späteren Abend brauchen, die meiste Zeit des Jahres steht die Sonne da schon sehr flach, wenn sie nicht sowieso schon untergegangen ist. Die PV-Anlage liefert also wenig direkt verwertbaren Strom.

Und was wird dein nächstes Projekt auf dem Weg zum energieautonomen Bauernhof?

Natürlich ist es reizvoll, auch den Strom für die fehlenden Tage selbst zu produzieren. Das geht mit PV aber nicht mehr. Vielleicht wird der Wind seinen Teil beitragen, der Gedanke verfolgt uns schon seit etlichen Jahren, wir haben auch schon entsprechende Projekte angeschaut. Eine Biogasanlage haben wir schon einmal sehr konkret angedacht und auch prüfen lassen, das hat sich aber als Lösung in unserem Fall nicht so sehr angeboten. Und das Thema Mobilität werden wir uns auch anschauen.

Wenn jemand das, was ihr habt zum jetzigen Zeitpunkt umsetzen möchte - was könnt ihr an Ratschlägen mitgeben?

Die eigene Lösung finden. Was bei uns passt, muss auch nicht automatisch für jeden anderen Hof richtig sein. Und Geduld haben. Von heute auf morgen geht das nicht. Wir gehen seit Jahren unsere Schritte, beschäftigen uns intensiv mit den Möglichkeiten. Und setzen die Maßnahmen dann aber auch konsequent um.