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Der Bodensee als Energiequelle für Heizen und Kühlen

Studie soll Möglichkeiten für die Bodenseenutzung der Zukunft aufzeigen

Zur Erreichung der Energieautonomie+ ist es erforderlich, alle ökologisch nachhaltig verfügbaren erneuerbaren Energiequellen zu erschließen. „Dazu gehört neben Wind, Sonne und Wasserkraft auch das Wasser des Bodensees selbst, das einen riesigen Wärmespeicher darstellt“ erklärte Energielandesrat Daniel Zadra beim Pressegespräch im Juni beim Molo in Bregenz: „Wir müssen alle verfügbaren Potentiale nutzen, um die Energiewende zu schaffen.“ Das Land Vorarlberg hat daher in Kooperation mit den Gemeinden Bregenz, Hard und Lochau eine Untersuchung in Auftrag gegeben, ob und wie diese Gemeinden ihre Wärmeversorgung und Ihre Kühlung im Sommer mit Energie aus dem Bodensee realisieren könnten.

Eine der großen Herausforderungen ist die Umstellung der gesamten Wärmeversorgung in Haushalten, in Dienstleistungsbetrieben, in Gewerbe und Industrie. In verhältnismäßig kurzer Zeit (innerhalb einer Lebensdauer eines Heizkessels) müsen sämtliche zehntausende Gas- und Ölheizungen durch Systeme auf Basis erneuerbarer Energieträger ersetzt werden. „Im Rahmen der Studie sollen mögliche Versorgungsgebiete konkret identifiziert werden, ebenso mögliche Standorte für die Stationen zur Wasserentnahme und Rückspeisung sowie ein Grundkonzept eines zugehörigen Fernwärmesystems“, sagte Landesrat Zadra. Das Ergebnis soll bis Ende des Jahres vorliegen.

Erfahrene Unternehmen beauftragt

Beauftragt wurde dazu ein Team aus erfahrenden Unternehmen. „Der Bodensee hat ein großes Potential zur Wärmenutzung im Winter, da die Bodenseetemperatur in der Tiefe immer über 4 °C liegt“, erläuterte Ulrich Lang von der Ingenieurgesellschaft Prof Kobus und Partner. Dieses Wasser aus 20 bis 40 Metern kann genutzt werden, um durch Wärmepumpen ca. 2 Grad zu entziehen und daraus die Haushalte mit Wärme zu versorgen. Der Bodensee ist aber auch eine einzigartige Wasserressource, die es zu schützen gilt. Deshalb hat die Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee Regeln aufgestellt, wie das Bodenseewasser zu entnehmen und thermisch verändert wieder zurückzugeben ist.

Für die zukünftige Wärmenutzung müssen an mehreren Stellen vom Ufer in den See Entnahme- und Rückgabeleitungen gelegt werden. Die Leitungen werden einen Durchmesser von ca. 1 Meter haben und mehrere Hundert Meter in den See hineinreichen. „Die Studie wird aufzeigen, welche Technologie in den verschiedenen Gebieten der Gemeinden zum Einsatz kommen soll, wobei auch wirtschaftliche Faktoren mit einfließen werden,“ betonte Markus Frei, Geschäftsführer PB Ingenieure für Energie- und Gebäudetechnik. Mit der Umstellung der Wärmenutzung aus dem Bodensee für das Festspielhaus und das Schwimmbad haben die Stadtwerke Bregenz ein paralleles Projekt bereits begonnen.

Alexandra Serra

Im Team ist auch das Energieinstitut Vorarlberg, das die wichtige Aufgabe hat, mit einschlägigen wissenschaftlichen Methoden die Wärmeverbräuche der Gemeinden zu berechnen. „Diese sind ja die Grundlage für die Dimensionierung des ganzen Versorgungssystems“, sagte Richard Büchele vom Energieinstitut. Grob geschätzt geht es bei den drei Gemeinden um einen Wärmeverbrauch von rund 500 GWh pro Jahr.

Die teilnehmenden Gemeinden wissen um die Herausforderungen im Klimaschutz und den weitgehenden strukturellen Umstellungen der Energieversorgung, die auf sie zukommen. „Die Seewassernutzung zapft den großen Energiespeicher an, den wir vor der Haustür haben, den Bodensee. Die Potenzialanalyse hilft uns den Schatz, den wir mit dem See haben, zu heben“, sagte der Bregenzer Stadtrat Heribert Hehle. „Neben der Abwärme aus der größten Abwasserreinigungsanlage des Landes in Hard sind der Aufbau einer Seewassernutzungsanlage für die Nahwärme Hard die womöglich zwei vielversprechendsten Zukunftsmodelle“, betonte der Harder Bürgermeister Martin Staudinger. „In Lochau wohnen dicht am Ufer über 1000 Personen in Siedlungshäusern aus den 70er Jahren, in denen das Heizsystem in naher Zukunft erneuert werden muss. Als naheliegende, ökologische, sichere und kostengünstige Energiequelle bietet sich dazu der Bodensee an.“, führte die Lochauer Gemeinderätin Judith Wellmann aus.