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Die Gewinner des Energy Globe Award 2020

Pilze, Paris und der Vorderwald – Mit einer Cradle-to-Cradle-Verpackung aus Pilzen und einem Selbstversuch zu den Pariser Klimazielen werden heuer zwei wegweisende Projekte aus Feldkirch und dem Bregenzerwald mit dem Energy Globe Award ausgezeichnet.

Uni Sapon reduziert Verpackungsmüll mit Pilzmyzel-Substrat

Uni Sapon reduziert Verpackungsmüll mit Pilzmyzel-Substrat

Verpackungsmaterialien sind unverzichtbar. Egal ob aus Kunststoff, Metall oder Papier – täglich werden tonnenweise Folien, Schachteln und Kisten dafür verwendet. Viele sind nur einmal im Einsatz. Zwar können sie recycelt werden, bei Kunststoffverpackungen liegt die Quote allerdings bei einem mageren Drittel.

Der Feldkircher Wasch- und Reinigungsmittelhersteller Uni Sapon reduziert als „unverpackt“-Pionier schon seit mehr als 30 Jahren Verpackungsmüll. Jetzt ist es gelungen, Kunststoffdosen und Verpackungstrays aus Styropor durch ein rückstandsfreies Cradle-to-Cradle-Produkt zu ersetzen.

Hergestellt wird die Styropor-Alternative aus einem von Pilzmyzel durchwachsenen Substrat. Das Ausgangsmaterial besteht aus den Schalen von Sonnenblumenkernen, die bei der Produktion von Bio-Sonnenblumenöl übrigbleiben. Die eingesetzten Rohstoffe sind zu 100 Prozent natürlich.

Weltweite Nachfrage

Jahrelang hat das Uni Sapon-Team um Marion Reichart und Peter Metzler an der Lösung getüftelt. „Wir sind überzeugt, dass Verpackungen aus Pilzen die Verpackungsindustrie revolutionieren können. Dem Material steht eine große Zukunft bevor“, zeigt sich Reichart überzeugt. Die Innovation findet auch global Beachtung, weshalb sich die engagierte Unternehmerin derzeit vor Anfragen aus aller Welt kaum retten kann. 2020 will Uni Sapon durch diese Innovation rund 50.000 Einweg-Kunststoffbehälter einsparen, 2021 sollen es schon 60.000 sein.

Bernd Hofmeister

Material wird zu wertvollem Rohstoff

Die Energy Globe-Jury unter dem Vorsitz von Energieinstituts-Geschäftsführer Josef Burtscher lobt den hohen Grad der Innovation, die auf großes Engagement zurückzuführen sei und hält das preisgekrönte Projekt für ein „besonders gelungenes Beispiel für ein Produkt, das nicht nur keinen Schaden anrichtet, sondern ein für den Kompost bestimmtes Material zum wertvollen Rohstoff veredelt.

Vorderwälder Familien im Klima-Selbstversuch

In Paris beschloss die Staatengemeinschaft 2015, die Erderwärmung auf unter 2 °C zu begrenzen. Um dieses Ziel zu erreichen, muss der CO2-Ausstoß umfassend reduziert werden. Im Projekt „Paris – Vorderwald“ haben 14 Haushalte in der Energieregion Vorderwald ausprobiert, ob es ihnen schon jetzt gelingt, die von ihnen verursachten CO2-Emissionen auf unter 2 Tonnen pro Person und Jahr zu senken.

Denn diese Grenze entspricht dem Erreichen der Pariser Klimaziele.

Das öffentlich ausgeschriebene Experiment fand 64 Mutige, die ihre gesamten CO2-Emissionen nach der in Vorarlberg entwickelten Methodik „Ein guter Tag hat 100 Punkte“ erfassten. Die 100 Punkte entsprechen dabei dem persönlichen Anteil am Paris-Ziel.

Mit überlegten Maßnahmen schon nahe an den Klimazielen

Während eine Person in Österreich im Durchschnitt 450 Punkte täglich „verbraucht“, konnten die Emissionen im Experiment auf 138 Punkte gesenkt werden. Das gelang durch das gezielte Identifizieren und Umsetzen von Maßnahmen: Die Teilnehmenden probierten unter anderem Öffis und Elektroräder, tauschen ineffiziente Leuchtmittel, installierten eine PV-Anlage, bauten Gemüsegärten, änderten Urlaubspläne, fokussierten auf regionale und saisonale Produkte, arbeiteten im Homeoffice und trafen sich im Repair-Café.

Besonders erfreulich für die Initiatoren des Projekts: Auch die Jugendlichen in den Haushalten waren treibenden Kräfte. Und die Familien empfanden das vierwöchige Experiment durchwegs bereichernd – und nicht als Einschränkung.

„Es war erstaunlich, wie weit sich die CO2-Emissionen schon reduzieren ließen“, zeigen sich Monika Forster von der Energieregion Vorderwald und Martin Strele vom Büro kairos beeindruckt. „Und das trotz eher ungünstiger Voraussetzungen, was zum Beispiel die Mobilität anbelangt – ist man in ländlichen Regionen doch eher auf das Auto angewiesen, als in Ballungszentren wie beispielsweise dem Rheintal.“

Der Energy Globe

Der Energy Globe ist der weltgrößte Umweltpreis. Der Vorarlberg-Ableger wird vom Energieinstitut Vorarlberg kuratiert. Die Landessieger nehmen am Bundeswettbewerb statt. Die Bundessieger*in wiederum am internationalen Energy Globe. 2019 erreichte mit der Landeshauptstadt Bregenz mit dem verkehrsberuhigten „Gut geh Raum“ vor der Schule Schendlingen erstmals die Vorarlbergsiegerin auch den Gesamtsieg auf Bundesebene.