Energieautonomie+ 2030: „Wir brauchen eine Mobilitätswende“
Landesrat Daniel Zadra stellte den Monitoringbericht 2022 und Arbeitsschwerpunkte 2023 in Bregenz vor.
Vorarlberg ist engagiert auf Kurs Richtung Energieautonomie+. Spürbare Erfolge können verzeichnet werden. „Es ist das Gebot der Stunde, Maßnahmen zur Energieautonomie+ forciert umzusetzen“ - dieses Fazit zieht Energielandesrat Daniel Zadra aus dem aktuellen Energie- und Monitoringbericht. Um die notwendige Energiewende zu schaffen, will das Land gemeinsam mit dem Bund, künftig auf weitere Anreize für Energiesparmaßnahmen und für den Umstieg auf erneuerbare Energieträger setzen, aber auch unter anderem das Erneuerbaren-Wärme-Gesetz stärker unterstützen. Problembereich ist der Verkehr.
Schwerpunkte zur Erreichung der Energieautonomie
Schwerpunkt 1 – Raus aus russischem Erdgas:
In der Strategie Energieautonomie+ 2030 ist das Ziel klar vorgegeben; den Gasverbrauch soll im Zeitraum 2021 bis 2030 um elf Prozent reduziert werden. Dazu können die Haushalte mengenmäßig den Hauptbeitrag leisten.
Schwerpunkt 2 – Gebäudesanierung und erneuerbare Wärme:
Rund 40 Prozent des Gesamtenergieträgereinsatzes für Raumwärme und Warmwasser im Gebäudesektor werden durch fossile Energieträger bereitgestellt. Zur Erreichung der Energieautonomie ist es notwendig, die Gebäude auf klimafreundliche Alternativen umzustellen. Während die Daten der Energieausweiszentrale zeigen, dass neue und sanierte Gebäude in Vorarlberg bereits zu mehr als 80 Prozent mit erneuerbaren Energieträgern ausgestattet werden, zeigt das Monitoring auch, dass derzeit noch rund 35.000 Gaskessel und rund 25.500 Ölkessel in Vorarlberg installiert sind. „Hier werden wir verstärkt ansetzen. Mit der Energieförderungsrichtlinie 2023 und der Vorarlberger Wohnbauförderung werden weiterhin attraktive Konditionen für Gebäudesanierungen geboten“. Als weitere Maßnahmen nannte Zadra die Initiative „Sauber Heizen für alle“ und die Landes-Unterstützung für den Ausbau der Fernwärme.
Schwerpunkt 3 – Sicherung und Ausbau der heimischen Stromversorgung:
Im Jahr 2020 konnten 90 Prozent der Stromabgabe an EndkundInnen aus heimischer Erzeugung gedeckt werden. Das Etappenziel der Energieautonomie+ wurde übertroffen. Die Wasserkraftproduktion war 2020 ungefähr gleich hoch wie 2005. Die Stromproduktion aus Biogas nahm seit 2005 um 72 Prozent ab. Die Produktion aus Photovoltaik nahm um den Faktor 14 zu. Im Jahr 2021 verzeichnete Vorarlberg mit einem Zubau von 1.400 Photovoltaik-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 30 MW einen Rekordzubau. Mit den neuen Förderbedingungen des Erneuerbaren Ausbau-Gesetzes sind die finanziellen Mittel vorhanden, um dieses Ausbautempo auch in den kommenden Jahren zu finanzieren. Bei der Windkraft hat die Landesregierung eine Windpotentialanalyse für Vorarlberg in Auftrag gegeben. Weitere Wasserkraftwerke mit einem Regelarbeitsvermögen von über 333 GWh befinden sich derzeit in Vorbereitung und weitere Kraftwerke mit 16 GWh in Vorprüfung.
Schwerpunkt 4 – Industrie und Gewerbe:
Der Energieverbrauch der Industrie wurde 2020 zu rund 46 Prozent aus Gas gedeckt, zu rund 44 Prozent durch Strom. Der Ausbau der Photovoltaik auf Industriedächern ist ein wichtiger Schwerpunkt. Es wird davon ausgegangen, dass in Vorarlberg rund 4.000 Dächer auf Industrie- und Gewerbebetrieben mit Dachflächen von mindestens 400 m2 Fläche vorhanden sind. Ebenfalls geplant mit Anfang 2023 ist eine Photovoltaik-Förderung für bereits versiegelte Flächen wie Parkplätze.
Schwerpunkt 5 – Ausbau öffentlicher Verkehr und E-Mobilitätsoffensive:
Seit 2014 kam es beim Verkehr mit Ausnahme der Pandemie in keinem Jahr zu einem Rückgang der Emissionen. „Im Mobilitätssektor setzen wir weiterhin verstärkt auf den öffentlichen Verkehr den Ausbau der Radwegeinfrastruktur, der besseren Verschränkung der unterschiedlichen umweltfreundlichen Mobilitätsformen und die Elektromobilität", sagt Landesrat Zadra. Vorarlbergs Autobusflotte wird elektrifiziert. Zudem fördert das Land die Anschaffung weiterer E-Fahrzeuge im öffentlichen Interesse. Eine Erreichung der Zielsetzungen der Energieautonomie+ im Verkehrsbereich - und damit insgesamt - scheint nur durch strukturelle Veränderungen beim Kraftstoffexport und beim Verkehrsaufkommen insgesamt sowie durch eine generelle Änderung des Mobilitätsverhalten hinzu umweltfreundlichen Fortbewegungsmitteln möglich. Mit Stand Juli 2022 sind auf Vorarlbergs Straßen 5.573 E-PKW unterwegs (bei insgesamt rund 218.000 PKW). Der Anteil der E-PKW an den Neuzulassungen stieg von 4 Prozent (2019) auf 8,1 Prozent (2020) und weiter auf 17,7 Prozent (2022).
Schwerpunkt 6 – Querschnittsmaßnahmen:
Das gesamte Energieautonomie-Projekt ist als Beteiligungsprozess für Bürgerinnen und Bürger konzipiert. „Es ist mir ein großes Anliegen diesen Weg fortsetzen und mit der Bevölkerung und den vielen lokalen AkteurInnen und PionierInnen der Energiewende in Kontakt zu bleiben", kündigte Landesrat Zadra an. Auch die Arbeitsgruppen der Energieautonomie werden bei der Umsetzung weiterhin aktiv einbezogen. „Den Themen Bildung, Kommunikation und Vorbildwirkung der öffentlichen Hand wird eine hohe Bedeutung zugemessen“, betonte Karin Feurstein-Pichler, Energieautonomie-Programmleiterin. Das Energieinstitut Vorarlberg bietet in Kooperation mit weiteren Partnern seit dem Schuljahr 2014/15 ein nachhaltiges Angebot für Kindergärten, Schulen und Lehrpersonen im Themenfeld Energieautonomie an.
Jede Kilowattstunde Energie, die nicht produziert werden muss, ist eine gute. Deshalb ist nach wie vor Energiesparen ein wichtiges ThemaDaniel Zadra, Energie- und Klimaschutzlandesrat
Monitoring im Überblick
Vor dem Hintergrund einer sehr dynamischen Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft wurde in Vorarlberg im Langfristtrend 2020 gleich viel Energie verbraucht wie 2005. Der Soll-Wert gemäß Energieautonomie+ 2030 wurde um zwei Prozent unterschritten. Im Vergleich zu 2005 hat Vorarlberg den Anteil heimischer Energieträger von 38 Prozent auf 46 Prozent ausgebaut und vor allem Öl durch erneuerbare Energieträger ersetzt. Es bleibt aber eine Abhängigkeit Vorarlbergs von den fossilen Energieträgern Öl, Gas und Treibstoffen in Höhe von 54 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs bestehen – Zadra: „Hier müssen und werden wir verstärkt ansetzen.“