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Geothermie: Wärme aus der Tiefe, Wellness für das Wohnzimmer

Abhängig von den geologischen Verhältnissen schlummern in mehreren Kilometern Tiefe heiße Quellen, die für eine CO₂-freie Wärmeversorgung genutzt werden können – viele denken dabei an Thermalbäder. „Über Fernwärmesysteme lässt sich diese Energie aus der Erdkruste auch zum Heizen von Gebäuden einsetzen“, informierte Landesrat Daniel Zadra im heutigen (Montag) Pressegespräch im Landhaus. Eine nun vorliegende Studie zeigt, dass es in Vorarlberg zwei Zonen gibt, die für eine wirtschaftliche Erschließung geeignet wären: Den Norden des Rheintals und den Raum Feldkirch.

Alexandra Serra

Bis spätestens 2050 soll die gesamte Energieversorgung auf erneuerbare Energieträger umgestellt sein. Eine der ganz großen Herausforderungen dabei ist die Umstellung der gesamten Wärmeversorgung in Haushalten, in Dienstleistungsbetrieben, in Gewerbe und Industrie. „Dabei dürfen und können wir auf keine nutzbaren Optionen verzichten. Deswegen erheben wir systematisch alle nutzbaren Energiequellen“, sagte Zadra. Neben Biomasse, industrieller Abwärme und dem Bodenseewasser sei auch bei der tiefen Geothermie Potential vorhanden. Eine theoretische Studie aus dem Jahr 2014 skizzierte für Vorarlberg eine Dimension von 300 Gigawattstunden (GWh) – Zadra: „Das entspricht in etwa der derzeitigen Biomasse-Nahwärmeversorgung.“

Gerade der Sektor Gebäude ist relativ energieintensiv. Zur Erlangung der Energieautonomie ist eine Verdoppelung der Fernwärme im Zeitraum von 2018 bis 2030 vorgesehen.Christian Vögel, Fachbereichsleiter Energie und Klimaschutz

Vorstudie erstellt, nächste Schritte

Zwei Hoffnungsgebiete konnten im Zuge der Vorstudie identifiziert werden, informierte Expertin Magdalena Bottig von GeoSphere Austria. Die Fokusgebiete liegen demnach im Raum Bregenz und im Raum Feldkirch. In einer Tiefe von 4.500 bis 4.900 Metern sei mit Temperaturen von rund 130 Grad zu rechnen. „Auf Basis der Einschätzung über mögliche Vorkommen in Vorarlberg empfehlen wir, als nächsten Schritt in den Hoffnungsgebieten eine 3D-Seismik durchzuführen“, resümierte Bottig. Diese ermöglicht durch die flächenhafte Auslegung von Messlinien eine relativ genaue Abbildung des Untergrunds. „Seitens des Landes sind wir inzwischen dabei eine entsprechende Entscheidung vorzubereiten. Wichtig ist uns jedenfalls, dass wir dranbleiben und dass die Ergebnisse einer doch recht aufwendigen Seismik unabhängig von einer späteren Betreiberstruktur zur Verfügung stehen“, sagte Landesrat Zadra.

Blick in die Nachbarschaft

Zadra orientiert sich bei diesem Thema auch an Entwicklungen in anderen europäischen Regionen bzw. Städten, wo Geothermie im großen Stil genutzt wird, allen voran etwa in Paris. Zadra wird deswegen Anfang Juni auch eine Exkursion nach Bayern unternehmen, in die Gemeinde Pullach im Isartal. Hier wurde bereits 2004 begonnen mithilfe von Bohrungen das heiße Wasser im Untergrund zu erschließen. Heute heizen bereits mehr als 50 Prozent der Haushalte mit dieser Methode, bald sollen es sogar 80 Prozent sein.

Alexandra Serra