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Wie umweltschonend sind Elektroautos wirklich?

Eine Info-Broschüre des Landes Vorarlberg geht den großen Fragen der Umweltauswirkungen durch Elektrofahrzeuge nach. Dabei wird deutlich: Elektroautos sind – entgegen allen Unkenrufen – deutlich umweltschonender als herkömmlich betriebene Fahrzeuge.

Sind Elektroautos wirklich umweltschonender als benzin- oder gar dieselbetriebene Autos? Studien, die sich mit den Umwelteffekten von Elektroautos beschäftigen, gibt es mittlerweile viele. Nur: Nicht alle sind seriös. Die verwendete Datenbasis ist nicht immer nachvollziehbar, nicht selten werden wichtige Teilaspekte der Elektromobilität – etwa das Batterie-Recycling – gar nicht oder nur anhand bereits überholter Methoden beleuchtet.

Das Institut KAIROS hat im Auftrag des Landes die Inhalte und Aussagen der Untersuchungen kritisch hinterfragt. In der aktualisierten Broschüre werden die verschiedenen Aspekte, die für und gegen Elektrofahrzeuge sprechen, im Detail erläutert. Die Antwort, die auf eingangs erwähnte Frage gegeben werden kann, fällt eindeutig aus: Ja, Elektroautos sind deutlich umweltfreundlicher als ihre traditionell betriebenen Pendants. Aber von Anfang an.

kairos

Aspekt 1: Fahrzeugherstellung

Elektroautos sind in der Produktion aufwändiger als herkömmliche Fahrzeuge. Grund hierfür: Die Batterie. Das zeigt sich freilich auch in den Umwelteffekten. Elektroautos verursachen in der Produktion rund 50 Prozent mehr klimaschädliche Gase als Benzin- oder Dieselbetriebene Autos.

Bei der Herstellung einer 300 kg schweren Batterie eines mittleren E-Pkw werden aktuell rund 2.800 kg CO2-Emissionen freigesetzt. Die Produktionsprozesse werden dabei laufend optimiert, neue Batteriefabriken arbeiten zum Teil nur noch mit Strom aus PV-Anlagen.

Eine Herausforderung bleibt die sozial-verträgliche Kobaltbeschaffung – befinden sich die größten diesbezüglichen Vorkommen doch in Entwicklungsländern wie dem Kongo. Industrie und Politik sind gefragt, faire Rahmenbedingungen zu setzen. Initiativen zur nachhaltigen Kobaltbeschaffung mit Vorbildungwirkung gibt es bereits – etwa jene von BMW und Samsung.

Wir wollen den Anteil von Elektrofahrzeugen kontinuierlich steigern und die erforderliche Infrastruktur – sprich Ladestationen – überall zur Verfügung stellen. Das ist ein wichtiger Beitrag, um unsere Mobilität nachhaltiger, klimafreundlicher und effizienter zu gestalten.Landesrat Christian Gantner

Aspekt 2: Fahrbetrieb

Nicht nur die Herstellung, allen voran der Fahrbetrieb eines Autos nimmt erheblichen Einfluss auf die Umwelt. Hier spielen Elektroautos ihre größten Vorteile aus. Während herkömmliche Fahrzeuge schädliche Abgase wie Stickoxide, Feinstaub und Kohlendioxid emittieren, kommt ein Elektroauto gänzlich ohne Auspuff aus – und verursacht im unmittelbaren Fahrbetrieb keine Schadstoffe. Die Emissionen eines Elektroautos im Fahrbetrieb fallen direkt bei der Stromerzeugung an – und hängen somit wesentlich von der Art der Stromerzeugung ab.

CO₂-Emissionen auf 100 km

  • Diesel-Pkw: 19.320 g
  • E-Pkw (Strommix AT): 6.030 g
  • E-Pkw (Ökostrom): 360 g

Hinzu kommt, dass Elektromotoren deutlich effizienter als Verbrennungsmotoren sind. Ein Elektroauto benötigt bei gleicher Strecke ca. ein Drittel der Energie eines Verbrennungsmotors. Wird der Strom, mit dem ein Elektroauto "betankt" wird, ausschließlich über erneuerbare Energien bereitgestellt, reduzieren sich die Schadstoffe nahezu auf null. Am Beispiel Vorarlbergs bedeutet das: Öffentliches Laden über die VLOTTE-Infrastruktur der VKW bedeutet zu 100% Ökostrom tanken. Aber auch bei der Nutzung eines Strommixes spricht die Umweltbilanz im Fahrbetrieb eine eindeutige Sprache zugunsten des Elektroautos. Allzu oft wird nämlich vergessen: Auch die Förderung fossiler Treibstoffe bringt ökologische und gesellschaftliche Probleme mit sich.

Aspekt 3: Lebenszyklus Traktionsbatterien

Batterien in Elektroautos werden älter und verlieren an Leistung. Aufgrund der speziellen Zellchemie nicht so schnell wie beispielsweise in Smartphones – aber bei einer Kapazität von 70-80 Prozent sind Traktionsbatterien für den Einsatz in einem Elektroauto oft nicht mehr geeignet, da die Reichweite entsprechend zurückgeht. Aktuell werden von den Herstellern zumeist acht Jahre Garantie auf die Batterie gegeben, eine Verwendungsdauer von zehn bis 15 Jahren gilt als realistisch.

Und was passiert im Anschluss mit den Traktionsbatterien? Diese werden nicht entsorgt, sondern einer "Second Life"-Anwendung zugeführt. Auch wenn die Zellen nicht mehr stark genug für die Nutzung in einem Fahrzeug sind, können sie beispielsweise in einem Hausspeicher eingesetzt werden. Die Lebensdauer der Batterie kann so um bis zu 25 Jahre verlängert werden.

Aspekt 4: Batterie-Entsorgung bzw. -Recycling

Bei einem Leistungsabfall von unter 40 Prozent Kapazität kann die Batterie auch für "Second Life"-Anwendungen nicht mehr verwendet und müssen entsorgt werden. Laut EU-Verordnung müssen 50 Prozent der Inhaltsstoffe eines Lithium-Ionen-Akkus recycelt werden. In Österreich gibt es aktuell keine diesbezüglichen Recycling-Anlagen, daher werden die hierzulande anfallenden Akkus zum Großteil in Deutschland und der Schweiz verarbeitet.

Aktuelle Recyclingprozesse machen es möglich, dass 60 bis 70 Prozent der Inhaltsstoffe wiederverwertet werden können.

Aspekt 5: Umwelteffekte gesamte Lebensdauer

Werden alle Aspekte über die gesamte Lebensdauer eines Fahrzeuges betrachtet, hat das Elektroauto im Vergleich zu traditionell Betriebenen Fahrzeugen deutlich die Nase vorn. Aufgrund der wesentlich höheren CO₂-Bilanz im Fahrbetrieb, verursachen benzin- und dieselbetriebene Fahrzeuge rund sieben Mal so viel klimaschädliche Emissionen wie ein Elektroauto, das mit Ökostrom betrieben wird.

Dieser Artikel wurde am 27. August 2019 auf Basis neuer Berechnungen des Umweltbundesamts überarbeitet.