Klimaexperiment Paris-amKumma: Gesamtgesellschaftliches Umdenken nötig
Zwölf Haushalte in der Kummenberg-Region haben gezeigt, wie CO2-Emissonen im Alltag reduziert werden können.
Im Oktober 2020 versuchten zwölf Haushalte – in jeder amKumma-Gemeinde drei – vier Wochen lang so zu leben, wie es das Pariser Klimaabkommen vorgeben würde. Ziel des Klimaabkommens ist es, die jährlichen CO2-Emissionen auf eine Tonne pro Kopf zu reduzieren – aktuell sind es in Österreich zwölf Tonnen pro Kopf. Die Ergebnisse des Testmonats sind erfreulich, deutliche Senkungen konnten in allen teilnehmenden Haushalten erreicht werden.
Das Feedback der Teilnehmer:innen zeigt uns, dass in der Bevölkerung großes Bewusstsein für den Ernst der Lage vorhanden ist und viel getan wird. Unsere Aufgabe ist es die Empfehlungen und Forderungen genauso ernst zu nehmen.Landesrat Johannes Rauch
Forderungen und Empfehlungen wurden übergeben
Landesrat Johannes Rauch hob die enorme Bedeutung des Projektes hervor: „Wer klimaneutraler lebt, trägt gleichzeitig zur Erreichung der Ziele der Energieautonomie+ bei. In Versuchen wie diesem liegt enormes Potenzial.“ Bei der Abschlussveranstaltung im KOM Altach – coronabedingt in kleinem Rahmen – wurden den politischen Vertretern, Staatssekretär Magnus Brunner, Landtagspräsident Harald Sonderegger, Landesrat Johannes Rauch und den Bürgermeistern der Region amKumma Christian Loacker, Gerd Hölzl, Markus Giesinger und Rainer Siegele, die Feststellungen, Forderungen und Empfehlungen der Teilnehmenden übergeben. „Das Feedback der Teilnehmer:innen zeigt uns, dass in der Bevölkerung großes Bewusstsein für den Ernst der Lage vorhanden ist und viel getan wird. Unsere Aufgabe ist es, die Empfehlungen und Forderungen genauso ernst zu nehmen und zu handeln“, so Rauch. „Als e5-Gemeinden setzen wir kontinuierlich Maßnahmen um und möchten mit Bewusstseinsbildung die Menschen in der Region amKumma für ein klimaneutrales Leben sensibilisieren. Unser Klimaexperiment ist ein gutes Beispiel dafür, wie engagierte Teilnehmer:innen ihr Alltagsverhalten ändern können und ihre Erfahrungen als Multiplikatoren weitergeben“, ergänzte Bürgermeister Christian Loacker, Obmann Region amKumma.
Ein Projekt wie dieses zeigt, was möglich ist, wenn der eigene Lebensstil etwas angepasst wird. Ein Vorbildprojekt, das hoffentlich viele Nachahmer findet und das uns allen unsere Verantwortung deutlich macht.Staatssekretär Magnus Brunner
Gute Ausgangsposition
Im Vorfeld wurde in allen teilnehmenden Haushalten mittels der App „Ein guter Tag hat 100 Punkte“ der Ist-Stand analysiert. Wer maximal 100 Punkte erreicht bzw. verbraucht, hat das Klima-Tagesziel geschafft. Im Schnitt verbrauchten die Teilnehmer:innen 170 (klimaschädliche) Punkte pro Tag und pro Kopf. 70 Punkte über dem Ideal ist bereits als überdurchschnittlich guter Anfangswert zu sehen. Der österreichische Schnitt liegt bei 450. Mit Anfang Oktober fiel der Startschuss für das vierwöchige Experiment. Durch Verhaltensanpassungen in sämtlichen Lebensbereichen – von Mobilität über Konsum bis hin zur Ernährung – versuchten die Teilnehmenden den 100 Punkten näher zu kommen. Wöchentlich wurden die umgesetzten Schritte via App dokumentiert. Nach vier Wochen lag der Haushaltsschnitt bei erfreulichen 128 Punkten – um rund ein Viertel niedriger als zuvor. Besonders viel eingespart wurde im Bereich Mobilität (22 Punkte).
Wir konnten schon von den Ergebnissen bei Paris-Vorderwald profitieren und lernen. Auch die Ergebnisse von Paris-amKumma sind so erfreulich wie aufschlussreich. Im Vorarlberger Landtag ist Klimaschutz schon lange und nach wie vor intensiv diskutiertes Thema. So hat er bereits 2009 die Energieautonomie 2050 und erst 2019 die MissionZeroV, also den Weg zu Österreichs erster klimaneutralen Landesverwaltung, jeweils einstimmig beschlossen.Landtagspräsident Harald Sonderegger
100 Punkte nicht erreicht
Im Testmonat stand den Teilnehmenden ein breites Angebot von Energieberatung bis zu E-Auto zur Verfügung. Die Angebotspalette wurde gut genützt. Die Teilnehmer:innen ließen ihre Autos stehen, fuhren mit dem Rad, Bus oder testeten Caruso-Carsharing. Sie probierten E-Bikes, E-Lastenräder und E-Autos, sie kochten mit der Gemüsekiste, bauten eigene Hochbeete oder erweiterten bestehende Beete, reduzierten den Fleischkonsum, ließen sich für neue, effiziente Leuchtmittel begeistern, suchten Möglichkeiten Strom zu sparen, ließen sich in Sachen Sanierung und PV-Anlagen beraten, versuchten den Konsum im Allgemeinen auf das Notwendige zu reduzieren, passten Reisepläne oder Reisearten an, setzten auf mehr Homeoffice und vieles mehr. Eine Teilnehmerin meint dazu: „Unsere Familie konnte aus diesem Monat sehr viel mitnehmen – die Verhaltensänderung ist also eine permanente.“ Kurzum: die 12 Haushalte haben den Testmonat gut genützt. Die 100 Punkte wurden aber nicht erreicht.
Als e5-Gemeinden setzen wir kontinuierlich Maßnahmen um und möchten mit Bewusstseinsbildung die Menschen in der Region amKumma für ein klimaneutrales Leben sensibilisieren. Unser Klimaexperiment ist ein gutes Beispiel dafür, wie engagierte Teilnehmer:innen ihr Alltagsverhalten ändern können und ihre Erfahrungen als Multiplikatoren weitergeben.Bürgermeister Christian Loacker, Obmann Region amKumma
Alte Strukturen aufbrechen
Die Forderungen der Teilnehmer:innen sind weitreichend und zeigen die Komplexität des Themas. Einige Beispiele: Verbesserung des öffentlichen Verkehrs, Attraktivieren von E-Mobilität für Senioren und Familien, Forcieren von Altbausanierungen, Beschränken von Neubauten. Stärkung von Homeoffice/Remote Work, Begrenzung der jährlichen Flugmeilen sowie unter anderem Besteuerung von Klimasündern. Ein Haushalt fasst es so zusammen: „Was am Ende übrigbleibt: Wir müssen aus den alten Strukturen heraus – rein in solche, die klimaneutraleres Leben ermöglichen. Das ist die Aufgabe der Politik, diese neuen Strukturen so schnell als möglich zu realisieren.“
Das Fazit der Paris-amKumma-Teilnehmer:innen
Weitere Informationen
- Paris-amKumma I: „Ich mach mit beim Klimaexperiment Paris-amKumma“
- Paris-amKumma II: Die Vorbereitungen für den Testmonat laufen
- Paris-amKumma III: Das Experiment hat begonnen
- Paris-amKumma IV: Wo geht noch mehr?
- Paris-amKumma V: Jetzt ist Carsharing angesagt
- Paris-amKumma VI: Der Projektmonat ist vorbei – das Experiment geht weiter